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NACH DEM FALL

 

10 Jahre nach ihrem Fall ist die Berliner Mauer verschwunden – von außen betrachtet, beinahe spurlos. Der ehemalige Todesstreifen ist zur größten Baustelle Europas geworden. Die Stadt, in gewaltigem Umbruch, scheint ihre Vergangenheit nicht mehr sehen zu wollen.

Der Film erzählt die Geschichte vom Verschwinden eines Bauwerks, das unser Jahrhundert auf groteske Weise geprägt hat. Von einem Verschwinden, das sich in seiner scheinbaren Normalität beinahe genauso kafkaesk vollzogen hat, wie vorher der Bau und die Gegenwart dieses Monstrums.

Erzählt wird diese Geschichte aus verschiedenen Perspektiven – als subjektive Suche nach den Überresten der Mauer in der Stadt und in den Köpfen der Menschen: Da ist zum Beispiel der amerikanische Historiker Brian Ladd, der – auf den Spuren der Geister der Vergangenheit – Berlin mit dem Fahrrad erkundet und sich seine eigenen Gedanken über die deutsche Geschichte und das Verdrängen macht. Oder die Psychotherapeutin Annette Simon, die die unsichtbaren Reste der Mauer zwischen den Menschen erforscht. Oder Winfried Prem, der bayerische Abrissunternehmer, der seinen Lebenstraum erfüllt sieht, nachdem er zwei Drittel des fast 160 Kilometer langen Betonwalls “durch seinen Brecher gejagt” hat. Englische Homöopathen pulverisieren die Mauer und machen aus ihr ein Allheilmittel gegen Depressionen, Panik, Persönlichkeitsspaltung und Asthma. Ein ehemaliger Stasihauptmann trägt seine Uniform heute als Filmkostüm zu Markte. Manfred Fischer, Pfarrer in der Versöhnungsgemeinde in der Bernauer Straße, hat das letzte Mauerstück dort mit leidenschaftlichem Einsatz gegen Abriss und Mauerspechte verteidigt – heute ist es die offizielle Mauergedenkstätte, die Gertrud Kielberg, Anwohnerin und Rentnerin, wiederum viel zu klein und in ihrer Gestaltung geradezu “entsetzlich” findet.

Der Film versucht eine Annäherung an die Mauer als handle es sich um einen antiken Mythos, eine grausame Fabel, eine unglaubliche und absurde Geschichte aus längst vergangener Zeit. Eine der wichtigsten Perspektiven ist jedoch die der Kamera, die das heutige Berlin in lyrischen und poetischen Bildern einfängt. Es ist eine traumwandlerische und musikalische Reise auf den Spuren der verschwundenen Grenze.

Buch und Regie: Frauke Sandig und Eric Black, Kamera: Eric Black, Schnitt: Inge Schneider, Produktionsleitung: Brigit Mulders, Redaktion: Barbara Frankenstein, Jürgen Tomm, Peter Brugger; Eine Koproduktion von Umbrella Films mit dem Sender Freies Berlin und dem Saarländischen Rundfunk, gefördert vom Filmboard Berlin-Brandenburg; Länge: 84 Min. (56 Min. Version für Fernsehen); Copyright: Umbrella Films Frauke Sandig und Eric Black, 1999